Schreiben leichter machen: Routine finden, Rituale pflegen

Wir schreiben täglich – E-Mails, Notizzettel, Kurznachrichten. Doch wie sieht es mit dem täglichen Schreiben im Hinblick auf größere Schreibprojekte aus oder auf das Sich-Weiterentwickeln im Hinblick auf Stil, Genre oder was auch immer interessant ist für den eigenen Weg?
Jede Pianistin, jeder Fußballer, jede Tänzerin, jeder Designer trainiert täglich, sei es Ausdauer, sei es Technik oder Haltung. Nur beim Schreiben meinen viele, es sei Talent, das man entweder hat oder nicht und wenn man schreiben wolle, dann müsse einen die Muse küssen – vorher gehe gar nichts.
Weit gefehlt – auch Schreiben ist zu einem großen Teil ein Handwerk, das man lernen und trainieren kann. Irgendwo habe ich mal den Satz gelesen: „Die Muse kann dich nur küssen, wenn sie dich bei der Arbeit trifft!“ – Ja, also hinsetzen, täglich schreiben. Bleibt die Frage nach dem Was:
Übungen zum Warmschreiben und Lockerwerden: Brainstorming zu einem Thema, Morgenseiten nach Julia Cameron, jegliche Formen des Free-Writing
Kleine Spielereien mit Lyrischen Kurzformen und Rhetorischen Stilmitteln: ein Elfchen, ein Akrostichon, eine Alliteration, eine Anapher
Ein neues Genre erarbeiten: Wie schreibt man eigentlich eine Glosse? (Vielleicht wäre das etwas für das Intranet im Unternehmen, für die Zeitung, die man sonst nur als Leser_in in den Händen hält)
Optische Poesie: ausprobieren und spielen – das trainiert zudem die eigene Kreativität (Beispiele gibt es im Netz)

The five-minute-writer

von Margret Geraghty ist zwar auf Englisch, aber es liest sich gut und die 58 Kurz-Anregungen lassen sich ja einfach in der Muttersprache umsetzen.

Und wie sieht es nun mit einem Ritual aus, das die eigene Routine unterstützen könnte? Haben Sie eins? Ich unterscheide zwischen kleinen Schreibeinheiten zwischendurch, die ohne Ritual, sondern einfach so geschrieben werden und längeren, textproduzierenden Phasen, in denen ich an einem konkreten Projekt arbeite. Diese beginnt mit Kaffeekochen:
Ich mahle eine Handvoll Kaffeebohnen mit Großmutters alter Kaffeemühle, derweil das Wasser bereits im Kocher anfängt sein Lied zu singen. Das Kaffeepulver kommt in meine kleine French-Press, je nach Laune auch mal mit einer Prise Kardamom. Nachdem Brühen und Ziehen, kommt der Kaffee in meine Lieblingstasse, gemischt mit Hafermilch – da muss es die gute sein, aus Schweden.

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